Das Kiefergelenk

Rechtzeitig Defizite erkennen und behandeln

Wir bemerken bei Kindern und Jugendlichen in gleichem Maße wie bei Erwachsenen eine stetige Zunahme von Kiefergelenksbeschwerden und - funktionsstörungen. Der Fachmann spricht von einer craniomandibulären Dysfunktion (CMD), und dieses Beschwerdebild beschäftigt uns in der Praxis immer häufiger.
Bei einer CMD treten Symptome im Gesichts-, Kopf- und Wirbelsäulenbereich auf. Diese können in Form von Schmerzen der Kopf- und Kaumuskulatur sowie Kiefergelenke, Funktionseinschränkungen wie Mundöffnungseinschränkungen, Kiefergelenksgeräuschen wie Knacken oder Reiben, Zahnschmerzen, Kopfschmerzen, Ohrenschmerzen, Tinnitus, Schwindel, aber auch mit Beschwerden im Nacken- und Wirbelsäulenbereich auftreten. Die Ursachen für diese Krankheitsanzeichen im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich können in einer Über- oder Fehlbelastung der Kaumuskulatur oder Kiefergelenke liegen. Häufige Ursache ist z. B. das stressassoziierte Zähneknirschen (Bruxismus), Zahnfehlstellungen und Okklusionsstörungen (Passgenauigkeit der Zähne von Ober- und Unterkiefer zueinander). Auch Unfälle wie Schleudertrauma oder Verletzungen der Gesichtsknochen können Störungen hervorrufen.

Eine gute Diagnostik ist die Basis für die richtige Therapie
Mit Hilfe einer manuellen Strukturanalyse werden anhand von Einzeluntersuchungen der Umfang der Funktions- und Koordinationsstörungen bei Mundöffnungs- und Seitwärtsbewegungen, Schmerzintensität, alle Anteile der Kiefergelenksstrukturen wie Gelenksflächen und Kapselapparat, Muskelverspannungen und Nervenfunktionen sowie unter anderem Kontaktverhältnisse der Ober- und Unterkieferzähne und Fehlstellungen untersucht. Sollte es sich bestätigen, dass eine behandlungsbedürftige CMD vorliegt, ergänzen Zusatzuntersuchungen die manuelle Strukturanalyse. Besteht ein gesamtkörperlicher Zusammenhang, sind eine fachübergreifende interdisziplinäre Behandlung mit Fachärzten und Physiotherapeuten/Osteopathen und bildgebende Verfahren wie z.B. eine Kernspinaufnahme des Kierfergelenks angeraten.
Diese detaillierte Befundaufnahme und Analyse ermöglicht es uns, z. B. adjustierte einschleifbare Aufbissschienen noch besser zu gestalten, vor umfangreichem Zahnersatz eine entspannte stabile Bissposition zu definieren und präventiv Folgebehandlungen und weiterem Schaden an der Zahnhartsubstanz und am Kiefergelenk vorzubeugen. Ebenso dient sie als diagnostisches Mittel bei Zahnstellungskorrekturen im Rahmen einer kieferorthopädischen Behandlung.

Vorsprung durch Fortbildung
Da sich das Krankheitsbild CMD sehr komplex darstellt, erfordert die Behandlung Kompetenz und Erfahrung. Frau und Herr Gronewald beschäftigen sich seit Anfang der 90er-Jahre mit der Funktionsdiagnostik und brachten sich 2013 durch ein einjähriges Seminar (CMD-Curriculum bei Prof. Dr. Axel Bumann in Berlin) auf den neuesten Stand.
Überzeugt von der Wichtigkeit des Themas, erhielt auch das gesamte Praxisteam in mehreren Wochenendseminaren durch Herrn Werner Röhrig, Physio- und Manualtherapeut, Osteopath sowie wissenschaftlicher Referent für CMD aus Köln, eine praxisorientierte Fortbildung, bei der anatomische Kenntnisse rund ums Kiefergelenk vertieft und eine fundierte Befundaufnahme mit Ursachenanalyse intensiv geübt wurden. Parallel dazu absolvierte unsere langjährige Prophylaxehelferin Frau Braunmiller eine fünfjährige Ausbildung zur Osteopathin, die sie zwischenzeitlich erfolgreich abgeschlossen hat.

Was kann die Praxis interessierten Patienten bieten?
Als kostenlosen Service unserer Praxis bieten wir Ihnen an, die oben genannte manuelle Strukturanalyse in Kurzform bei akuten Beschwerden oder im Rahmen eines Kontrolltermins durchzuführen, um eine erste Ursachendiagnose zu erhalten und ggf. weitere diagnostische Maßnahmen und Therapien empfehlen zu können.
Eine ausführliche Diagnostik findet in einem Folgetermin bei Frau Gronewald, Herrn Gronewald oder Frau Claudia Braunmiller statt. Frau Braunmiller unterstützt uns nach ihrem erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung zur Osteopathin im Bereich der Kiefergelenksdiagnostik und osteopathischen Therapie.

Das Dilemma der Kostenübernahme
Obwohl immer mehr Patienten diese wichtigen Untersuchungen benötigen, zahlt die gesetzliche Krankenkasse diese Behandlungen nicht. Laut § 28 Abs. 4 SGB ist es den Kassen verboten, funktionsdiagnostische und therapeutische Leistungen am Kiefergelenk zu erstatten.
Uns Zahnärzten ist es lediglich erlaubt, eine Notfallbehandlung durchzuführen, die darin besteht, dass wir Ihnen bei akuten Schmerzen der Kaumuskulatur und/oder im Kiefergelenk eine provisorische Aufbissschiene anfertigen können und Medikamente zur Linderung der Beschwerden verschreiben dürfen.
Effektive Mittel wie eine temporäre Aufbissschiene mit adjustierter Oberfläche, die die Zahnhartsubstanz dauerhaft schützt und muskuläre Verspannungen durch Hemmung der Muskulatur beim Knirschen und Pressen reduziert, werden nicht von der Kasse gezahlt und sind reine Eigenleistungen.
Das ist auch dahingehend bitter, da mit einer erfolgreichen Behandlung erhebliche Folgeschäden und damit verbundene Leidenswege verhindert oder zumindest gemindert werden könnten (die dann oft erheblich höhere Kosten im Gesundheitswesen auslösen). Solange sich im Erstattungswesen keine Änderung ergibt, müssen wir leider die anfallenden Kosten privat abrechnen

Hilfe für das Kiefergelenk

Kiefergelenksschmerzen müssen nicht sein

Die Symptome einer Kiefergelenkserkrankung sind in den meisten Fällen recht einfach erkennbar. Bei der Behandlung dieser Erkrankung wiederum geht es darum, nicht die Symptome, sondern die Ursachen auszuschalten.

  • Stress als Auslöser für Zähneknirschen, Pressen und/oder Muskelverspannungen im Kopf- und Nackenbereich
  • Zahn- und Kieferfehlstellungen
  • nicht optimaler Zahnersatz
  • fehlende Abstützung der Kiefer untereinander durch fehlende Seitenzähne
  • Fehlstellungen irgendwo im skelettalen Halteapparat des Körpers, z.B. Beckenschiefstände oder sogar Fußfehlstellungen

Je nach Symptom und Auslöser arbeiten wir an der Lösung fachübergreifend mit Kollegen anderer Fachgebiete zusammen (z.B. Orthopäde, Neurologe, Hals-Nasen-Ohren-Arzt, Physiotherapeut etc.).